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Die GARDENA Gehölzschnitt-Schule

Winterzeit, Gehölzschnitt-Zeit! Jetzt in der Ruhezeit der Gartengehölze ist es für viele die beste Gelegenheit, sie zu beschneiden. Ob durch einen Erhaltungsschnitt oder einen strukturellen Sanierungsschnitt – nimm Dir an frostfreien Tagen die Zeit dazu, diese Arbeiten in Deinem Garten vorzunehmen.

Muss man Gehölze überhaupt schneiden?

Grundsätzlich muss man es nicht. Ein Garten ist aber gestaltete Natur. 

Das bedeutet für die Praxis: Wir schneiden Gartenpflanzen durch einen gezielten Schnitt, um Totholz, Krankheiten (z. B. Rotpustelpilz), Schädlinge (z. B. Blattlausnester) zu entfernen, oder zur Formgebung von Pflanzen bzw. sie durch Neuaustrieb zu verjüngen. Bei Obstbäumen kann durch die richtigen Schnittmaßnamen der Ertrag gesteigert werden.

 

Wo am Gehölz setze ich sinnvoll den Schnitt an?

Bei einer Verzweigung, dann fällt der Schnitt am wenigsten auf.

Das bedeutet für die Praxis: Schaue Dir den Baum vor dem Schneiden gut an und entscheide Dich, wie weit Du das Gehölz rundum einkürzen willst. Schneide es an dieser Stelle um das gewünschte Maß bis zu einer Verzweigung zurück. Ausgehend von diesem Referenzmaß, kürze das Gehölz rundum um dieselbe Länge ein, tunlichst immer bis zu einer Verzweigung.

 

Welches Werkzeug verwende ich zum Schneiden?

Je schärfer das Werkzeug, desto leichter das Arbeiten, desto sauberer der Schnitt, desto zuverlässiger die Wundverheilung. 

Das bedeutet für die Praxis: Lebende Zweige schneidest Du mit einer Bypassschere, totes Holz mit einer Ambossschere. Dickere Zweige am einfachsten mit einer Ratschenschere oder einer Astschere. Astscheren mit längenverstellbaren Griffen erleichtern mitunter der besseren Hebelwirkung wegen den Kraftaufwand, aber auch der Einsatz von Astscheren mit Getriebefunktion kann Dir die Arbeit erleichtern. Die gängigsten Sägen im Garten sind die klappbare oder feststehende Handsägen und die Garten-Bügelsäge mit drehbarem Sägeblatt. Für kleinere Sägearbeiten reicht eine Handsäge meist aus, für größere ist eine Akku-Kettensäge hilfreich.

 

Muss ich meine Schneidegeräte desinfizieren?

Das macht durchaus Sinn speziell dann, wenn man infektiös erkrankte Gehölze behandelt, z.B. an Baumkrebs erkrankte Apfelbäume. 

Das bedeutet für die Praxis: Tauche die Schneidflächen der von Dir benutzten Geräte gründlich in Brennspiritus, bevor Du vom behandelten Baum zum nächsten wechselst und reinige, nachdem Du Deine Schneidarbeiten erledigt hast, die Schneide von Schmutz und Pflanzresten.

 

Wie beschneide ich Zweige richtig?

Je exakter Sie schneiden, desto besser wächst die verbleibende Zweigspitze weiter. 

Das bedeutet für die Praxis: Schneide Zweige so ab, dass sich die Knospenspitze auf einer Höhe mit der Schnittstelle am Zweig befindet. Schneidest Du tiefer, droht die Knospe zu vertrocknen. Schneidest Du höher, entsteht ein eintrocknender Zapfen – Angriffstelle für parasitäre Pilze.

 

Wie beschneide ich Äste richtig?

Durch Deine Schnittführung erleichterst oder erschwerst Du Deiner Pflanze die Wundheilung. 

Das bedeutet für die Praxis: Die Schnittführung geschieht parallel zum verbleibenden Ast oder Stamm und wird so gesetzt, dass kein Stumpf übrig bleibt – nur ein Rest des Astansatzes, der so genannte Astring, wegen besserer Wundverheilung. Schneide Äste am Stamm oder an anderen starken Ästen zunächst auf der geplanten Schnittlinie etwa zwei Zentimeter tief von unten an, danach von oben ganz ab. Andernfalls läufst Du Gefahr, dass der Ast auf Grund seines Eigengewichts kurz vor Ende des Sägeschnitts ausreißt und tiefe Wunden verursacht. Nach dem rauen Sägeschnitt solltest Du die Wundränder für eine bessere Wundheilungmit einem Gartenmesser oder einer Gartenhippe glätten.

Zu welcher Zeit schneide ich Gehölze am besten?

Der Gärtner unterscheidet hier den Sommerschnitt und den Winterschnitt. 

Das bedeutet für die Praxis:
Üblicherweise nutzt man den Winterschnitt von etwa Dezember bis Ende Februar, während der Ruhephase (Vegetationsruhe) der Gehölze. Das entlaubte Gehölz zeigt dann am besten erkennbar seine Struktur und lässt sich dann besonders leicht mit Überblick beschneiden. Im Austrieb schneidet man Gehölze nicht, weil sie dann bereits im Saftfluss stehen und „bluten“. Der Sommerschnitt erfolgt Anfang/Mitte Juni wenn man einen Sommeraustrieb provozieren will (z. B. um gezielt Jungtriebe hervorzurufen und Junghecken aufzubauen) oder aber um Mitte Juli, wenn das nicht erwünscht ist (z. B. bei älteren Hecken). Nach zeitigem Sommerschnitt verheilen kleinere Schnittwunden besonders zügig.

 

Warum soll ich Sägewunden mit dem Messer nachschneiden?

Sägewunden haben ausgefranste Wundränder. Glatte Wunden aber verwachsen sich besser. 

Das bedeutet für die Praxis: 
Schneide Ränder von Sägewunden mit einem sehr scharfen Gartenmesser rundherum etwa einen Millimeter tief und glatt nach und entferne so die Sägefransen.

 

Wie pflege ich Schnittwunden bis zur Verheilung richtig?

Hier scheiden sich die Geister. Es gibt Befürworter und Gegner von Wundverschlussmitteln. 

Das bedeutet für die Praxis: 
Kleinere Wunden bis etwa zwei Euro Münzengröße verheilen üblicherweise innerhalb von zwei, drei Jahren von selbst. Wenn Du Dich bei Großwunden für die Verwendung von Kunstrinde entschließt, musst Du die über den Wundrand hinaus dicht verschließend glatt aufbringen. Keines falls darf Wasser in die Wunde gelangen, sonst provoziert das Fäulnis. Einmal bestrichene Wunden müssen jährlich auf dichten Wundabschluss kontrolliert, ggf. gründlich gereinigt und neu verstrichen werden.

 

Wie reagiert die Pflanze auf meinen Schnitt?

Individuell und standortabhängig. Je nach Alter und Vitalität der Pflanze, Schnittverträglichkeit und Förderlichkeiten eines günstigen Standortes, aber auch je nach Stärke des Rückschnitts, ist die Reaktion der Pflanze auf den Schnitt unterschiedlich.
 
Das bedeutet für die Praxis: 
Die besten Schnittergebnisse sind an schnittverträglichen, vitalen Pflanzen am optimalen Standort zu erwarten. Dann gilt: Ein kräftiger Rückschnitt provoziert einen starken Austrieb, ein leichter einen nur minimalen. Bei Bäumen gilt das Gesetz der Spitzenförderung: Am Scheitelpunkt treibt der Baum nach dem Schnitt deutlich stärker aus, als in den unteren Astpartien.

 

Gibt es zusammenfassend so etwas wie „Goldene Schnittregeln“ für mich als Anfänger?

Ja, die gibt es, Du kannst sie an einer Hand abzählen. Beachte aber bei allen theoretischen Regeln, das nichts so lebendig ist wie das Leben selbst – eben auch die Gehölze. 

Das bedeutet für die Praxis:

  1. Entferne zunächst totes und erkranktes Holz aus einer Pflanze.

  2. Schneide danach alles nach innen wachsende Geäst heraus.

  3. Beachte vor Deiner Entscheidung zur Schnittführung die vom Gehölz daraufhin zu erwartenden Reaktionen (s. o.). Beachte aber, dass es Gehölzarten gibt, die keinen starken Rückschnitt vertragen (z. B. Thuja, Flieder)

  4. Verfolge nach Deinem Schnitt Austrieb und Wundheilung am Gehölz und lerne daraus für künftige Schneidearbeiten.

  5. Gärtners Sprichwörter besagen: „Dem gut geschnittenen Gehölz sieht man nicht an, dass es geschnitten wurde“ und „Durch das korrekt geschnittene Gehölz kann der Gärtner den Hut werfen“.

Und zum Schluss ein Mutmacher: Alles Lesen über den Gehölzschnitt bleibt nur eine theoretische Anleitung und dient nur zur Hilfestellung. Entscheidend für das eigene Lernen sind aber die selbst gemachten praktischen Erfahrungen, also trau Dich. Schneide Deine Gehölze und beobachte deren Reaktion. Das hilft Dir ganz entscheidend, im Gehölzschnitt von Jahr zu Jahr immer erfahrener zu werden und den Schnitt der Gehölze immer zielführender ausführen zu können.